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Wie ökologisch ist Do It Yourself?

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Die Gründerin Isabelle Possehl mit ihrer Mutter Claudine Vigouroux

Die Gründerin Isabelle Possehl mit ihrer Mutter Claudine Vigouroux

Schuhe ökologisch und selbstgemacht  – Studierende analysieren Umweltaspekte bei der Herstellung eines Do-It-Yourself-Schuhs aus Pforzheim

Wie ökologisch ist Do It Yourself? Dieser Frage sind im vergangenen Semester zwei Studierende des Studiengangs „BWL-Ressourceneffizienz-Management“ der Hochschule Pforzheim in einem Studierendenprojekt nachgegangen. Das Forschungsobjekt war ein Schuh des Pforzheimer Startups mabottie GmbH, das seit zwei Jahren eine vorbereitete Sohle anbietet, die beliebig mit Obermaterial kombiniert und immer wieder neu durch den Kunden gestaltet werden kann. Egal ob Häkeln, Nähen oder Knüpfen, alle Verarbeitungsformen von Stoffen oder Garnen können mit der Mabottie-Sohle durch den Kunden verbunden werden. Der Konsument des Schuhs produziert sein Produkt mit und wird zum „Prosumer“.

Die Gründerin Isabelle Possehl ist Alumna der Hochschule Pforzheim. Sie ist bereits erfolgreiche Unternehmerin mit einem Designstudio in Pforzheim, aber die Herstellung und Vermarktung eines Konsumentenprodukts waren auch für sie Neuland. Die selbst gestalteten und hergestellten Schuhe sollten aus ihrer Sicht nachhaltiger als Schuhe aus der Massenproduktion sein.

Mit der Frage nach der ökologischen Nachhaltigkeit wandte sich Possehl an ihre ehemalige Hochschule. Die Studierenden Ole Riexinger und Jan-Cem Gürzoglu untersuchten daraufhin in ihrer Projektarbeit diese Frage ausführlich. Sie wandten dabei die Methode der Ökobilanz an und untersuchten die benötigten Werkstoffe, um zwei Füße der Schuhgröße 38 vollständig abzudecken und zu schützen. Dabei wurden alle Prozesse von der Herstellung der Rohstoffe bis zur handarbeitlichen Produktion durch den Kunden und die dabei anfallenden Energie- und Stoffströme berücksichtigt.

Das Ergebnis: Die Klimawirkung der Herstellung und Nutzung der Botties-Schuhe wurde in Form von CO2-Äquivalenten berechnet, diese liegen unter denen eines industriell hergestellten Schuhs. Neben diesem Ergebnis konnten die Studierenden dem Unternehmen konkrete Empfehlungen zur weiteren Optimierung geben. Ole Riexinger ordnet die Ergebnisse ein: „Unsere Analyse hat gezeigt, dass schon ca. ein Drittel der CO2-Emissionen durch Verwendung von Latex-Einlagen und Biobaumwolle statt Filz und Polyester eingespart werden.“ Auch Jan-Cem Gürzoglu fand das Projekt sehr interessant: „Es war wirklich motivierend, an einer realen Fragestellung zu arbeiten und konkrete Vorschläge für die Praxis zu entwickeln.“. Die mabottie GmbH profitiert von der Analyse der beiden Studenten, so Isabelle Possehl: „Beeindruckt hat mich die Eigenständigkeit und die Fachkenntnis der Studierenden in dem Projekt - mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Im nächsten Schritt werden wir nun die Handlungsempfehlungen in unsere Nachhaltigkeitsstrategie implementieren.“

Betreut wurde das Projekt von Dr. Claus Lang-Koetz, Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement an der Fakultät für Wirtschaft und Recht und Professor Dr. Jörg Woidasky, Experte für nachhaltige Produktentwicklung an der Fakultät für Technik. Die Hochschullehrer werden auch in den nächsten Semestern wieder Studierendenprojekte durchführen - interessierte Unternehmen können sich gerne an die Ansprechpartnerin für Unternehmenskontakte, Nicole Schaible, wenden, um sich über die Möglichkeiten auszutauschen.

Die Kooperation mit der Gründerin kam auf Vermittlung der Design Factory Pforzheim an der Hochschule Pforzheim zustande.

Die Design Factory Pforzheim (DFPF) ist eine interdisziplinäre Innovations- und Gründungsplattform der Hochschule Pforzheim, die in Kooperation mit dem GründerWERK und HEED (Institute for Human Engineering & Empathic Design) sowie einem breiten Netzwerk aus allen drei Fakultäten sich zum Ziel gesetzt, das große Potential an innovativen Ideen und den Gründergeist an der Hochschule noch intensiver zu fördern. Im Austausch mit Partnern aus der Region und dem Ökosystem Nordschwarzwald soll so ein Ort für Innovation, Startups und unternehmerisch denkende und handelnde Persönlichkeiten entstehen, ganz im Sinne der Hochschulvision - Führend durch Perspektivenwechsel.