Friedemann Edel bei VIA Impulse
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Zum Auftakt des Sommersemesters 2024 begrüßte die Business School Alumnus Friedemann Edel im Rahmen der Vortragsreihe „VIA Impulse“. Der Wirtschaftsrecht-Absolvent gab den neuen Bachelorstudierenden Einblicke in seine Studienzeit und seinen Karriereweg und beantwortete eine Vielzahl interessierter Nachfragen der Erstsemester.
Sich immer wieder herauswagen aus der Komfortzone, manchmal auch herausgezogen zu werden, prägt den beruflichen Weg von Friedemann Edel und hat ihn Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen gelehrt: Herausforderungen annehmen, vor die man – manchmal unfreiwillig – gestellt wird, auch wenn sie eine Nummer zu groß erscheinen. An ihnen wachsen, vielleicht das Mindset nachjustieren und andere Perspektiven einnehmen, etwas durchziehen, auch wenn es schwierig wird – diese Haltung wird bei seinem Vortrag im Rahmen der Erstsemesterveranstaltung „VIA Impulse“ deutlich und zeigt, dass er dort völlig zurecht vor den Studienanfängern steht, auch wenn er selbst sagt, er mache nur seinen Job, „mehr nicht“.
Bei seinem Job hat er allerdings einige Hüte auf, wie beim Blick auf seine Vita ersichtlich ist: Head of Legal Affairs and Compliance der GMT Gruppe, Director GMT Pvt. Ltd. Indien, Executive Director & CEO GMT International Corp. USA. Bei GMT – der GMT Gummi-Metall-Technik GmbH mit Sitz in Bühl – hat Friedmann Edel Entfaltungsmöglichkeiten gefunden, wie manche der Erstsemester sie nur bei einem Konzern mit klangvollem Namen wie SAP, EY oder Daimler erwartet hätten. Edel unterstreicht, dass es sich lohnt, auf „Hidden Champions“ in der Region zu achten. In seinem Fall war das Familienunternehmen GMT, dessen Bauteile weltweit unter anderem in Schienenfahrzeugen, Kreuzfahrtschiffen und Flugzeugen zu finden sind, das „Schicksal, auf das ich hingearbeitet habe“. Der Fokus von GMT lag seit der Gründung 1968 in einer internationalen Prägung. Nachdem bereits sieben Jahre nach seiner Gründung die ersten zwei ausländischen Tochtergesellschaften gegründet wurden, ist das Unternehmen mittlerweile mit mehr als 1200 Mitarbeitern, 6 Produktionsstandorten und 3 Vertriebsniederlassungen weltweit vertreten.
Die Wege von GMT und Friedemann Edel kreuzten sich im indischen Bangalore, wo er während des Wirtschaftsrechtstudiums ein dreimonatiges Praktikum absolvierte und eine Studienarbeit schrieb. Das Unternehmen wurde Mandant der Kanzlei und bot Edel vor seiner Rückkehr an, das Projekt weiter zu betreuen. Er wagte den Sprung ins kalte Wasser, absolvierte wenig später sein Praktikum und schrieb anderthalb Jahre später seine Bachelorthesis zum Thema Vertrags- und Risikomanagement bei GMT. Schon in dieser Zeit übernahm er viel Verantwortung für den Standort in Indien und begann vielfältige Themen des Rechts für die GMT zu bearbeiten. 2010 schloss er sein Studium als Bachelor of Laws ab: „Ich war kein Einser-Kandidat“, räumt Friedemann Edel ein, „ich hatte Spaß im Studium und habe viel nebenher gemacht“.
Zu Beginn seines Studiums nahm er einen Werkstudentenjob an, um Geld zu verdienen, unter anderem um sich die sein Praktikum in Indien zu finanzieren, mit dem er während der Semesterferien fachliche Erfahrungen sammelte und erstmals in die indische Kultur eintauchte. Leicht war dieses Einlassen anfangs nicht, denn in Bangalore wartete am ersten Tag ein echter Kulturschock auf ihn: Er war von Eindrücken regelrecht „überladen“, hatte keine Möglichkeiten die Eindrücke in einem Gespräch zu verarbeiten und hatte den Gedanken, sich erstmals zu viel zugetraut zu haben. Er musste aber irgendwie klarkommen und es gelang ihm, den Schalter über Nacht umzulegen „und dort zu lassen“ um fortan „the beauty of India zu sehen und zu genießen“. Diesem ersten Besuch Indiens folgten in 10 Jahren weit mehr als 50 weitere. Ein Einsatz, der sich ausgezahlt hat, denn unter seiner Leitung wuchs der indischen Startort auf 5 Mio. Umsatz und 50 Mitarbeiter und wurde unter anderem zum Erstausstatter des neusten indischen Zugtyps (Train 18 aka Vande Bharat). Die Erfahrung aus dieser Zeit bringt er nun als Mitglied des Board of Director weiter ein.
„Raus – Erfahrungen sammeln – probieren – durchziehen“ legt Friedemann Edel daher den Studienanfängern ans Herz. Wissen, was man will – und auch, was nicht – prägt seinen beruflichen und privaten Weg: Nach dem Fachabitur hatte er ein Praktikum bei einer Anwaltskanzlei in den USA absolviert, die auf Familienrecht spezialisiert war. Durch die dort gesammelten Erfahrungen wurde ihm klar, dass dieser Bereich des Rechts nicht seine berufliche Zukunft werden sollte. „Handelsvertreter-Verträge verhandeln macht Spaß – mir zumindest“, so Edel. Er sieht sich als Praktiker, für den ein reines Jura-Studium keine Option gewesen wäre. Der sehr praxisnahe Studiengang Wirtschaftsrecht an der Hochschule Pforzheim hingegen war genau das Richtige für Friedemann Edel: „Das Schöne an der Hochschule ist, dass man in kleinen Lerngruppen ist“. Zum Lernen brauchte er immer einen gewissen Druck, der z. B. durch bevorstehende Prüfungen erzeugt wurde. Im Beruf seien dies heute die Deadlines von Projekten oder Verhandlungen. Aus dem Studium sind ihm neben dem Vorlesungsbetrieb auch das Studentenleben und die Gemeinschaft mit Kommilitonen in guter Erinnerung: Skiausfahrten seiner Semestergruppe nach Österreich oder das „Running Dinner“ des AStA, bei dem man an einem Abend zu Vorspeise, Hauptgang und Dessert in unterschiedlichen personellen Zusammensetzungen jeweils in einer anderen Location zusammenkam.
Netzwerken war Friedemann Edel schon zu Studienzeiten wichtig: „Irgendwer kann irgendwem immer irgendwie helfen“. Im Berufsleben kann er über einen Kontakt eine Empfehlung für einen Gutachter erfragen, im Studium war der Kommilitone und Nachbar nicht nur der Partner beim Lernen vor den Klausuren, sondern auch beim Kartenspielen. Dieser Kommilitone wurde sein Trauzeuge, die Verbindung reicht also weit über das Studium hinaus. Friedemann Edel empfiehlt den Erstsemestern ausdrücklich das Netzwerken in Studiedereninitiativen und mit Internationals, die an der Business School zu Gast sind. Bei seinen Kontakten mit Kollegen und Geschäftspartnern in Malaysia und Indien habe er beispielsweise erkannt, dass Networking dort viel intensiver genutzt werde und zu einem klaren Wettbewerbsvorteil führen könne. Mit einigen Leuten, die er durch seine Aktivitäten bei der studentischen initiative ELSA – der „European Law Students‘ Association“ – auch an anderen Hochschulen kennenlernte, sei er heute noch verbunden.
Friedemann Edel ist auch seinem Arbeitgeber schon seit Studienzeiten treu – und hat es nie bereut. Immer wieder gab es bei dem Familienunternehmen für ihn die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, und Erfahrungen zu sammeln – insbesondere im Ausland, wo er in Indien und den USA Kulturen und Arbeitsweisen kennenlernte. „Ich bekam bei GMT die Möglichkeit, früh Verantwortung zu übernehmen und habe regelmäßig meine Challenges bekommen, ohne das Unternehmen zu wechseln“, erläutert Friedemann Edel seine Firmentreue. Lukrative Angebote von Headhuntern hat er durchaus, er empfindet aber die Wertschätzung, die ihm bei GMT seitens der Eigentümer entgegengebracht wird, als ungleich wertvoller. Gegenseitiges Verständnis, auch wenn man manchmal erst einen gemeinsamen Weg finden muss und sich dabei aneinander reibt – das nimmt Friedemann Edel in seinem beruflichen Alltag wahr. Seit 2023 ist er auch in den USA als Executive Director / CEO für GMT im Einsatz – ein kleineres Team als zuletzt in Indien, ein anderes Konzept, aber ebenso spannend, wie er sagt.