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Renate Osei bei VIA Impulse

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Renate Osei

„Beruflicher Erfolg heißt auch zu merken, wenn etwas nicht zu einem passt, und es dann anders zu machen“ – Renate Osei bei VIA Impulse

Zum Start in ihr Studium nahmen die Erstsemesterstudierenden der Fakultät für Wirtschaft und Recht an der Veranstaltung VIA Impulse teil. Begrüßt wurden sie von Alumna Renate Osei, die 2002 ihr Diplom im Studiengang Personalmanagement gemacht hatte und seit sieben Jahren als Head of HR bei der McKesson Europe AG tätig ist. Sie berichtete von ihrem Karriereweg sowie Up’s und Down’s und gab den Newies Tipps für Erfolg in Studium und Job.

Prodekan Professor Dr. Markus-Oliver Schwaab, der durch die Veranstaltung führte, kennt Renate Osei selbst aus seinen eigenen Vorlesungen vor knapp 25 Jahren. Er erinnerte sich an sie als „besonders quirlige“ Studentin, die immer viele Dinge gleichzeitig tat. Dieser Eindruck bestätigte sich im Laufe des Vortrags und bereits in den ersten Minuten. Renate Osei koordiniert erfolgreich ihre Jobs als Head of HR und als Mutter von zwei Söhnen. Zum Zeitpunkt der Veranstaltung befand sie sich gerade im Urlaub, was sie jedoch nicht davon abhielt, den Erstsemestern online einige ihrer Lebenserfahrungen mit auf den Weg zu geben. Als großer Fan des lebenslangen Lernens sei sie dankbar für jede Möglichkeit, mit Studierenden und ihrer Alma Mater in Kontakt zu treten, denn dieser Austausch  sei „genau das, was ich suche“, so Osei.

Renate Osei versteht sich als HR-Generalistin mit über 20 Jahren Berufserfahrung in fünf verschiedenen Unternehmen. Sie selbst sagt von sich, seit ihrem Abschluss an der Hochschule Pforzheim vor  20 Jahren ein „sehr bewegtes Leben“ geführt zu haben. Diese Aussage verdeutlichte sie mit einer Visualisierung ihres Lebenslaufs, in der sie ihre Karriere, Stationen bei Unternehmen, Entscheidungen und damit verbundene Hoch- und Tiefpunkte in ihrem Leben darstellte. Vor ihrem Studium absolvierte die in Ghana geborene Absolventin eine Ausbildung als Handelsassistentin. Rasch bemerkte sie jedoch, dass sie mehr wollte: „Ich war schnell gelangweilt und habe neue Möglichkeiten gesucht“. Dass der Personalbereich ihr „Steckenpferd“ ist, war für sie „von Anfang an klar“. So kam sie 1997 an die Hochschule Pforzheim, wo sie Personalmanagement studierte. Während ihres Studiums arbeitete sie als Werkstudentin bei Breuninger, bevor sie mit dem Diplom in der Tasche zu Whirlpool und der Marke Bauknecht wechselte. Nach einer Coaching-Ausbildung, der Geburt ihrer zwei Söhne Max und Luis und weiteren beruflichen Stationen stieg sie schließlich bei McKesson, einem amerikanischen Hidden Player in der Gesundheitsbranche in Stuttgart, ein. Dort ist sie heute als Head of HR für die Mitarbeitenden in der Zentrale zuständig und fungiert als Business Partnerin des europäischen IT-Leiters.  

Über die Anspielung, ein Studium sei ein Vollzeitjob, musste Renate Osei schmunzeln. Obwohl sie dieser Aussage vollkommen zustimmte, arbeitete sie selbst während des Studiums 20 Stunden pro Woche, um sich ihre Wohnung in Stuttgart und das eigene Auto finanzieren zu können – „denn das wollte ich einfach nicht aufgeben“. Für die Erfahrung ist sie heute dankbar, da es für sie „eine großartige Gelegenheit, Berufserfahrung zu sammeln“ war. Auch den Erstsemesterstudierenden empfahl sie, Praktika und „Schnuppermöglichkeiten“ in unterschiedlichen Unternehmen zu nutzen, da diese „eine wirklich gute Basis für die Schwerpunktfindung“ seien. Dennoch stellte die parallele Belastung auch eine Herausforderung für sie dar, die ein gutes Zeitmanagement, viel harte Arbeit und eine ausgeklügelte Lernstrategie erforderte.

Der Karrierweg von Renate Osei war stetig und erfolgreich. Der Blick auf ihren „Karrieregraphen“ und dessen Hoch- und Tiefpunkte zeigt aber auch, dass sie „nicht so schöne Erfahrungen“ machen musste. Eine Station in einem Leadership Team, das vorwiegend aus männlichen Mitgliedern bestand und das sie scherzhaft ihren „Old Boys Club“ nennt, lehrte sie, sich als junge Frau unter „gestandenen“ Männern durchzusetzen – und das mit Erfolg.

Auch die Entscheidung, Kinder zu bekommen, war für Renate Osei nicht leicht. Obwohl sie ihre beiden Söhne als den Höhepunkt ihres Lebenswegs versteht, befürchtete sie vorher, dass sie ihre Karriere „wieder von Neuem beginnen“ müsse. Daher entschied sie sich, bereits nach Ende des gesetzlichen Mutterschutzes von acht Wochen nach Geburt wieder mit 70% in ihrem Job zu arbeiten. In ihrer heutigen Tätigkeit ist ihr genau dieses Thema ein großes Anliegen: Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen sich nicht um ihren Wiedereinstieg sorgen müssen, sondern dass dieser jederzeit möglich ist, „egal, ob nach wenigen Wochen, drei Monaten oder fünf Jahren“. Denn der Wiedereinstieg mit Kind, beziehungsweise Kindern, sei eine „sehr individuelle Entscheidung“. Den Erstsemesterstudierenden gab sie mit auf den Weg: „Man muss sich nicht zwischen Karriere und Kindern entscheiden. Es wird nicht einfach, aber eine Möglichkeit gibt es immer. Kinder sollen und dürfen kein Karriereknick sein“. Renate Osei hat für sich damit die richtige Entscheidung getroffen: Im Job auch einmal offline zu sein und beispielsweise nicht mehr an den Wochenenden zu arbeiten, lernte sie erst durch ihre Söhne.

Vor ihrem Einstieg bei McKesson gab es auch einen „völligen Fehlgriff“ in ihrer Karriere. Innerhalb weniger Monate merkte Renate Osei, dass ihr neuer Arbeitgeber ein „totaler Culture Misfit“ war, da sie dort aufgrund des dortigen Werteverständnisses nicht hineinpasste. Rückblickend versteht sie noch immer nicht, wie sie „als Personalerin das nicht schon in den Vorstellungsgesprächen bemerken konnte“. Als Misserfolg betrachtet sie diese Erfahrung jedoch nicht, denn „beruflicher Erfolg heißt auch zu merken, wenn etwas nicht zu einem passt, und es dann anders zu machen“. Eine Erkenntnis, die sie diesbezüglich aus dem Studium für sich mitnahm, lautet: „Egal, was Sie später einmal tun – und damit zitiere ich Herrn Schwaab – Sie müssen immer so handeln, dass Sie jeden Morgen sagen können, Sie schauen gerne in den Spiegel und stehen zu dem, was Sie tun“.

Umso richtiger war ihre Entscheidung für McKesson als Arbeitgeber, wo sie bis heute viele spannende Projekte und mehrere „Highlights“ erleben durfte. Das begann mit dem Markteintritt des Unternehmens in Europa,  sie trug ihren Teil zur Etablierung eines gemeinsamen Werte- und Führungsverständnisses bei und begleitete die Transformation der IT Organisation in eine europäische Matrix-Struktur. Auch das Motto der Hochschule Pforzheim, den Perspektivenwechsel, lebt sie in ihrem Job. So war eine prägende Erfahrung die Umstrukturierung des HR-Bereichs,  da normalerweise sie diejenige war, die andere Abteilungen umstrukturierte. „Da mal die andere Perspektive zu sehen, war für mich besonders spannend“, erinnert sich Renate Osei. Sie betrachtet es als Notwendigkeit, die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen immer auch am Ort des Geschehens zu überprüfen und dabei bewusst einen anderen Blickwinkel einzunehmen.

Auch im Studium gab es einige Herausforderungen, denen Renate Osei sich stellen musste. Zu Beginn des Studiums lag ihre Schulzeit bereits einige Jahre zurück, weshalb Renate Osei häufiger fürchtete, das Studium sei „eine Nummer zu groß“ für sie. Ehrgeizig wie sie war und mit einem Ziel vor Augen führte sie das Studium trotzdem fort. Da sie bereits einige Jahre gearbeitet hatte, wusste sie, dass das Studium „einen wichtigen Grundstein für die Karriere“ legen könnte. Nicht bestandenen Prüfungen oder Frustmomenten begegnete sie mit ihrer „inneren Haltung und dem Festhalten an den persönlichen Zielen“, die Renate Osei zufolge sowohl im Studium als auch im Job unverzichtbar seien. Es gebe „immer wieder Situationen, in denen der Job oder das Studium keinen Spaß macht“ , aber man könne auch stets „neue Wege und Aufgaben finden oder eine andere Haltung annehmen, um damit positiv umzugehen“.

Sie empfahl den Erstsemestern,  die Vorlesungen im Studium regelmäßig zu besuchen, „weil es alleine viel mühsamer ist, wenn man keine Fragen stellen oder Diskussionen anregen kann“. Darüber hinaus halfen ihr Lernpartnerschaften, in denen man die Arbeit und den Stress „teilen und sich gemeinsam durchbeißen“ konnte. Dieser Austausch funktioniere aber nur, wenn man auch selbst bereit sei zu geben. Sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen auszutauschen, die ähnlich arbeiteten und / oder andere Stärken hätten, könne helfen, die eigenen Lücken zu füllen und sich gegenseitig zu ergänzen. Gleichzeitig ermöglichten Lerngruppen den Kontakt zu  Mitstudierenden, was Renate Osei als „besonders wichtig, um durchzuhalten“ empfand. Rückblickend sagt sie von sich: „Ich hätte es nicht im Alleingang geschafft“. Dies bedeutet ihr zufolge nicht, dass man das Studium nicht alleine bewältigen könne, aber dass es angenehmer und einfacher sei, „besonders wenn man zwischendurch auch mit den anderen, ob im Studium oder bei Frezeit-Aktivitäten, Spaß haben kann“.

Renate Osei hat vieles aus dem Studium in Pforzheim für sich mitgenommen. Die interdisziplinäre Ausrichtung und das Pforzheimer Modell empfindet sie als „total wichtig für die Klarheit, was man später beruflich machen möchte - oder auch nicht“. Interdisziplinäre Kompetenzen seien essenziell, um in Teams auf Augenhöhe diskutieren zu können und um, besonders als Frau, ernst genommen zu werden. Auch die englischen Inhalte, die seit ihrem Abschluss noch einmal deutlich erhöht wurden, beschrieb sie als „Must-have“. Nach ihren Erfahrungen in verschiedenen internationalen Unternehmen in denen sie etwa 90% des Tages auf Englisch kommuniziert, konnte sie eindeutig sagen: „Es geht nicht ohne Englisch“.

Zusammenfassend erinnert sich Renate Osei an ihr Studium an der Hochschule Pforzheim  als „ereignisreich mit sehr vollen Tagen, sehr viel Wissen und sehr viel Spaß“. Den neuen Erstsemesterstudierenden empfiehlt sie: „Wenn man merkt, dass man am Fach oder am Bereich gar keinen Spaß hat, sollte man lieber noch einmal darüber nachdenken, ob es bzw. was das Richtige ist. Es gibt schliesslich so viele verschiedene Fachrichtungen auch innerhalb der Hochschule Pforzheim“.

 

 „VIA Impulse – Alumni berichten in der Erstsemesterbegrüßung“

Mit Robert Friedmann - Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe, Absolvent des Studiengangs Absatzwirtschaft mit Abschlussjahr 1991 und langjähriger Vorsitzender des Beirats der Business School Pforzheim - trat 2009 der erste Referent im Rahmen von VIA Impulse vor die „Newies“. Inzwischen kam eine lange Reihe erfolgreicher Absolventinnen und Absolventen hinzu, die heute bei Unternehmen wie SAP, Nokia, der Deutschen Bank oder EY interessante Positionen bekleiden und den Studienanfängern Einblicke in ihren eigenen Studienverlauf gewährten, ihren Werdegang vorstellten und den einen oder anderen wertvollen Tipp parat hatten.